Windbläss hat sein siebtes Jahr gar nicht so verflixt erlebt, wie man aufgrund der symbolträchtigen und damit belasteten Zahl vielleicht annehmen möchte, denn das „verflixt“ bezieht sich mehrheitlich auf die Brüchigkeit von in die Jahre gekommenen Beziehungen und – um auf diese Metapher aufzuspringen – man könnte Windbläss durchaus den Status einer gefestigten Ehe zugestehen. Unsere Mitgliederzahl zeigt sich stabil, ja ist sogar immer noch im Wachsen begriffen und der Vorstand übersteht sämtliche engagiert gekläffte Diskussionen in wenigstens vorübergehender Minne, denn ein Hundekorb mit dem Inhalt von neun eigenständigen (um nicht zu sagen eigensinnigen) Blässen ist eine wahrhafte Herausforderung, die es immer wieder von Neuem zu bewältigen gilt!

Verflixt – um beim Wort zu bleiben – heisst im windblässigen Sinn so viel wie brodelnde Energie und Kreativität, was notgedrungen zu Reibungsflächen führt, die wir aber in den meisten Fällen mit lustvollem Biss bewirtschaften.

Das verflixte Siebte war auch ein verflixt erfreuliches und genugtuendes, denn nach Jahren erwartungsfrohen Wedelns, wurde im letzten Herbst das neu gestaltete Ackerhus in Ebnat-Kappel wieder eröffnet, dies unter Mitwirkung von Windbläss, der sich mit Genuss der restaurierten Orgel-Leckerbissen im neuen Anbau bediente. Wir freuen uns sehr darauf, an eben diesem Ort die zwei Veranstaltungen des achten Vereinsjahres über die Bühne gehen lassen zu dürfen!

Doch sei nicht schon zu viel vorgegriffen und nun schön der Reihe nach: Abschluss des sechsten und zugleich Beginn des siebten Vereinsjahres bildete die sechste Mitgliederversammlung vom 20. Februar auf dem Nesslauer Bühl. Nach der speditiven Abwicklung einer üblichen Traktandenliste folgte der einheimisch-musikalische Teil der Veranstaltung unter dem Titel Zööke mit em Bläss. Das Duo Zööke mit Stephanie Rutz am Piano und der Schwyzerörgeli-Frau Katja Bürgler-Zimmermann übte sich im zäukelnden Wider- und Zusammenspiel mit den Musikblässen, ein lustvolles Hin und Her, dessen Ausgang man als offen bezeichnen durfte! Der vom Aussterben bedrohte Begriff Zööke wurde von Martin Arnet, einem Spezialisten seines Faches, in ein „100-Sekunden-Orgelwissen“ gefasst – wir sind zuversichtlich, dass es ihm damit gelungen ist, den Vergessensprozess dieses wunderbaren Toggenburger Begriffes mindestens etwas zu verlangsamen.

Nach einem im Vergleich zum Vorjahr entspannten Frühjahr und Vorsommer, packte Windbläss wieder einmal das Fernweh. So geschehen am 16. August, an dem Rosmarie Giezendanners Locken nach Hallau auf entsprechende Resonanz stiess. Zum Einen war es Rosmaries private kleine Orgellandschaft, die der Reisegesellschaft von der Gastgeberin persönlich vor Augen und Ohren geführt wurde, und zum Andern die Bergkirche St. Moritz mit ihrem Nachbau einer altitalienischen Orgel, klanglich präsentiert von Heidi Bollhalder. Warum altitalienisch? Die kunstgeschichtlichen Erläuterungen von Jost Kirchgraber brachten es an den Tag! Und zum Dritten der Wein. Die Weinbauregion Klettgau gehört zwar im internationalen Vergleich kaum zu den grossen Namen, trotzdem weckt der abschliessende Besuch einer Vinothek – zumindest beim Schreibenden – äusserst angenehme Erinnerungen. Orgel und Wein ist auch historisch betrachtet eine gängige Kombination. So waren Orgelbauer oft gleichzeitig Weinbauern und -händler aber auch die Tradition des Füllens der grössten Pfeife mit Wein zugunsten der Orgelbauer anlässlich der Einweihung einer neuen Orgel lässt auf ein entspanntes Verhältnis der Pfeifenzunft zum gelagerten Traubensaft schliessen. Warum dieser schönen Tradition heute nicht mehr gefrönt wird, entzieht sich meiner Kenntnis – allein der wirtschaftliche Druck dürfte als Erklärung kaum genügen.

Die Windbläss’sche „Familienkapelle“ erfreut sich auch ausserhalb unserer eigenen Veranstaltungen einer gewissen Beliebtheit. So durften wir, als Folge des positiven Eindrucks am Henggarter Orgelfest 2014, auch im letzten Jahr wieder am selbigen Ort zu Gast sein; diesmal in der Besetzung mit Heidi Bollhalder an der Orgel, Darina Baumann mit der Geige, Res Reber am Bass und dem Schreibenden mit allerlei Gebläse – so geschehen am 25. Oktober.

„Weltlich – Kirchlich“ oder auf die Verhältnisse von Windbläss konkretisiert: die kleine Hausorgel im privaten Rahmen im Gegensatz zur grossen Kirchenorgel im öffentlichen Raum. Diese spannende „Versuchsanordnung“ lässt sich in Nesslau-Neu St. Johann bestens inszenieren. Vom Nüsslihaus in Nesslau mit der dortigen Joseph-Looser-Hausorgel ging die Reise bzw. der Spaziergang zum Kloster Neu St. Johann wo uns die monumentale Grass-Orgel und die nicht minder kräftige Chororgel von Abbrederis erwarteten – eindrücklich bespielt von der Organistin Patricia Ott und unserem Orgelbläss Wolfgang Sieber. Dass sich für dieses Projekt eine Zusammenarbeit der Neu St. Johanner Konzerte mit Windbläss schon beinahe aufdrängte, war im wahrsten Sinne des Wortes naheliegend und hat sich bestens bewährt. Künftige gemeinsame Aktionen der beiden Kultur-Institutionen sind deshalb nicht auszuschliessen!

Mit der eingangs erwähnten feierlichen Wiedereröffnung des umgebauten Ackerhus’ in Ebnat-Kappel vom 28. November neigt sich ein gar nicht so verflixtes siebtes Jahr seinem Ende zu. Die Perspektiven sind aus Windbläss-Sicht verflixt gut – das Ackerhus lädt zu Wind-, Bläss-, und Orgelspiel!

So hoffe ich, dass der Bläss auch weiterhin in kreativer Bewegung bleiben möge und ihm das Publikumsinteresse sowie die ideelle und finanzielle Unterstützung in der bisher erlebten Art und Weise auch in Zukunft zuteil werde.

Dafür bedanke ich mich namens des Vorstandes und des Vereins Windbläss jetzt schon ganz herzlich!

Ich freue mich auf das achte Vereinsjahr und hoffe, dass der Bläss weiterhin frisch durchs Toggenburg – und zum Tal hinaus – wedelt und bellt!

Winterthur, im Februar 2016 / Markus Meier, Präsident Windbläss