Windbläss darf ein erstes kleines Jubiläum feiern: Fünf Jahre schon wedelt und bellt er bereits durchs Toggenburg und wenn wir uns der Spielerei hingeben und die Bläss-Jahre in Menschenjahre umrechnen, so steht unser Verein mit fünfundreissig Jahren sozusagen im Saft seines Lebens, im Zenit seiner Austrahlung, seiner Originalität, seines Aufbruchs in die Toggenburger Orgelzukunft!
Klingt gar nicht so schlecht und kommt der Befindlichkeit unseres Hundes recht nahe, wenn man bedenkt, was er in der nahen Zukunft alles anpacken will - ganz besonders natürlich die Mitgestaltung, Einrichtung und musikalische Belebung seines Zweitwohnsitzes im Ebnater Ackerhus. Hier hat er im vergangenen Vereinsjahr schon kräftig mitgetan: orgelnd, flötend, streichend und referierend. Am Mitantreiben des Projektes Ackerhus hat Windbläss im letzten Jahr den Hauptgefallen seiner Tätigkeit gefunden und freut sich nun umso mehr, dass diese Bemühungen von Erfolg gekrönt zu sein scheinen!
Doch nun der Reihe nach: Abschluss des vierten und zugleich Beginn des fünften Vereinsjahres bildete die vierte Mitgliederversammlung vom 22. Februar auf dem Nesslauer Bühl. Nach der speditiven Abwicklung einer üblichen Traktandenliste folgte der einheimisch-musikalische Teil der Veranstaltung unter dem Titel Wiiberwind und Schlorzibläss. Das Wortspiel deutet es an: Hier ging es nicht nur um ein Nebeneinander der zwei bekannten Toggenburger Formationen "Schlorzimusig" und "Wiiberchor", sondern auch um ein geglücktes musikalisches Miteinander und darüber hinaus um den Einbezug unserer guten alten Looser-Orgel, die als "Hammond-Ersatz" im Blues- und Bluegrass-Stil eine erstaunlich gute Figur abgab - ganz nach dem windbläss'schen Motto: Grenzen sprengen macht frisch und erhält jung!
Die folgenden Veranstaltungen standen ganz im Zeichen der Reanimierungsbemühungen für das eingangs erwähnte Ebnater Ackerhus, organisiert von der "Arbeitsgruppe pro Ackerhus und Albert Edelmann-Stiftung" mit unserem nimmermüden Vorstandsmitglied Jost Kirchgraber als Ideen kreierender, stetig treibender Bläss. "Hausorgel ins Zentrum rücken" betitelt das "Toggenburger Tagblatt" am 5. April einen halbseitigen Artikel zum Beginn der "Veranstaltungsoffensive Projekt Ackerhus" und weiter: "Die Stiftung Pro Ackerhus will dem Heimatmuseum in Ebnat-Kappel neues Leben einhauchen. Dazu benötigt sie Geld. Im Jahr 2013, 50 Jahre nach dem Tod des Ackerhus-Sammlers Albert Edelmann, sind vier Benefizanlässe geplant ... Geplant ist, das angebaute ehemalige Sticklokal durch einen neuen Anbau zu ersetzen. Dieser soll vielseitig genutzt werden - in erster Linie als Musiksaal, aber auch als Ausstellungsraum, Versammlungsort oder als Trauzimmer ... Der Schwerpunkt des Ackerhus' soll klar bei den Hausorgeln liegen ... Es ist einzigartig, dass in einem Gebäude im Toggenburg gleich sieben solcher Instrumente, die von vier verschiedenen toggenburgischen Orgelbauern gefertigt wurden, vereinigt sind."
Wenn das keine windbläss'schen Perspektiven sind!
Der Tag der Offenen Tür vom 28. April bot allen Interessierten Gelegenheit, sich ein Bild des Ackerhus' im momentanen Zustand zu machen, sich informieren und vor allem auch inspirieren zu lassen zur Zukunft des Hauses. Unter anderen begeisterten Enthusiasten leisteten auch die Windblässe Jost Kirchgraber und Markus Meier mit Hingabe diesbezügliche Überzeugungsarbeit.
Der Windige Bläss wirbt fürs Ackerhus - unter diesem Titel bot Windbläss am 22. Juni ein Benefizkonzert in der Evang. Kirche Kappel, für einmal nicht mit einer Hausorgel, sondern mit der vielregistrigen Kappler Kirchenorgel. Die Windbläss-Spielleute genossen es, ihre Klänge in der wohltuenden Akustik des Kirchenraumes entfalten zu lassen - ihre Zuhörerschaft offensichtlich auch!
Windbläss kann auch generös, denn nicht nur der Konzerterlös, sondern auch ein Betrag zugunsten von Ackerhus-Orgel-Restaurierungen konnte vollumfänglich dem "Projekt Ackerhus" übergeben werden. Ebenso wurde der dem Konzert folgende Apéro von Windbläss offeriert - und damit das Ackerhus-Interesse deutlich markiert (das ist Hunden so eigen ...).
Auch die nächste von Windbläss angebotene Veranstaltung vom 17. August ging in den Räumen des Ackerhus' über die Bühne, oder vielmehr über die knarrenden Bretterböden diverser Räume. So entstand während den Pausen der zeitgleich an drei Orten stattfindenden Darbietungen eine eigene "Musik", wenn sich die Zuhörergruppen über steile, ächzende Treppen an den nächsten Schau- und Hörplatz zwängten - denn die Platzverhältnisse im Ackerhus sind toggenburgisch eng und der interessierten Personen waren viele! Mit Sackpfyfe und Schalmei - im Ackerhus dehei wurde der Anlass angekündigt, denn zu Gast war das bekannte und mehrfach preisgekrönte Ensemble "Tritonus", diesmal - und nicht zuletzt auch aus Platzgründen - in der Duobesetzung mit Urs Klauser und Daniel Som. Sie musizierten im Musiksääli, während Jost Kirchgraber in der Stobe verborgene Schätze aus dem Haus zeigte und Markus Meier in der Firstkammer mit Wort und Ton zum Toggenburger Orgelbau in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts referierte. In diesem Zusammenhang darf sein Beitrag Johann Melchior Grob - Toggenburger Orgelbauer, erschienen im Toggenburger Jahrbuch 2014, erwähnt werden. Es ist dies die erste ausführlichere Arbeit zu diesem bisher noch weitgehend unerforschten Instrumentenbauer.
Nordwind Pfeifff drauf!!! - so kündigte sich das letzte und traditionsgemäss wieder auf dem Nesslauer Bühl stattfindende Windblässereignis des letzten Jahres an. Am 8. November traf sich das Musiktheaterduo Becapella aus dem deutschen Norden mit den von Wolfgang Sieber aktivierten Pfeifen der Bühler Hausorgel. Und die drei Künstler pfiffen tatsächlich drauf - nämlich auf die Einlösung und Bewahrung gängiger Hörerwartungen. So schrieb der Berichterstatter Hansruedi Kugler im Toggenburger Tagblatt begeistert: "Das Windbläss-Konzert vom Freitag zeigte: Dieser Verein schafft mühelos den Spagat zwischen Pflege traditioneller Kultur und Experiment. Zusammen mit Wolfgang Sieber war das Duo Becapella am Freitag mit Klangtüftelei, Nonsens und Improvisation das reinste Vergnügen." Die - bezüglich Kompetenz und Qualität in der toggenburgischen Kulturberichterstattung eher einsam dastehende - Rezension endet mit dem Satz: "Der Verein Windbläss feiert demnächst sein 5-Jahr-Jubiläum. Wer das Freitagskonzert miterlebt hat, weiss: Der Verein ist immer noch quicklebendig."
Dem bleibt meinerseits nichts hinzuzufügen, ausser der Hoffnung, dass der Bläss weiterhin in kreativer Bewegung bleiben möge und ihm das Publikumsinteresse, sowie die ideelle und finanzielle Unterstützung in der bisher erlebten Art und Weise auch in Zukunft zuteil werde.
Dafür bedanke ich mich, namens des Vorstandes und des Vereins Windbläss, jetzt schon ganz herzlich!
Ich freue mich auf das sechste Vereinsjahr und hoffe, dass der Bläss weiterhin frisch durchs Toggenburg – und zum Tal hinaus – wedelt und bellt!
Winterthur, im Februar 2014 / Markus Meier, Präsident Windbläss