Windbläss beweist Konstanz und Beharrlichkeit! Immer noch frisch daher bellend bewegt er sich mittlerweilen auf sicheren Pfoten durchs Obertoggenburg. Die Bewegung darf durchaus wörtlich aufgefasst werden, war doch unsere zweite Veranstaltung sozusagen ein Bewegen durch einen repräsentativen Teil der Hausorgellandschaft Obertoggenburg – nach dem Motto und unter dem Einladungstitel: Auf Orgeltasten munter – das Toggenburg rauf und runter.

Bewegt hat sich aber auch unsere Hauskapelle Windiger Bläss, in dem sie der Einladung der ISO (International Society of Organbuilders) nach Oetwil a/See folgte und einer Gesellschaft, bestehend aus Orgelbauern aus der ganzen Welt, blässige Musik präsentierte.

Bewegung zum Dritten darf aber auch rund um die Reanimationsbemühungen für das Ebnater Ackerhus wahrgenommen werden: Dieses Museum gilt es aufzuwecken, wozu Windbläss mithelfen möchte. Auch aus eigenem Interesse, birgt dieses Haus doch nicht weniger als sieben Hausorgeln, von denen vier von je verschiedenen einheimischen Orgelbauern stammen (Wendelin Looser, Joseph Looser, Heinrich Ammann, Melchior Grob).

Doch nun der Reihe nach: Abschluss des dritten und zugleich Beginn des vierten Vereinsjahres bildete die dritte Mitgliederversammlung vom 24. Februar auf dem Nesslauer Bühl. Nach der speditiven Abwicklung einer üblichen Traktandenliste folgte der einheimisch-musikalische Teil der Veranstaltung unter dem Titel Gofe, Loft und Bloderchäs – windig, zithrig, Nadja Räss. Hinter dieser, zwar allerlei Assoziationen auslösenden, aber doch eher abstrakten Wörterfolge verbarg sich der Auftritt des Bühler Gofe-Chörli unter der Leitung von Vreni Früh. Mit dabei war auch die Halszithergruppe vom Ackerhus und die neue KlangWelt-Chefin Nadja Räss, mit der sich Windbläss freundlich wedelnd auf die partnerschaftliche Zusammenarbeit freut!

Die eingangs schon erwähnte zweite Veranstaltung unter dem Titel Auf Orgeltasten munter – das Toggenburg rauf und runter fand am 11. August unter schönsten sommerlichen Wettervoraussetzungen statt. Drei Organistinnen und ein Organist präsentierten fünf verschiedene Orgeln – angefangen bei der Wildhauser Melchior-Grob-Orgel, weiter zu den Joseph-Looser-Instrumenten in der Klangschmiede Alt St. Johann und im Nüsslihaus in Nesslau und schliesslich ausklingend in der Klosterkirche Neu St. Johann mit den „grossen Schwestern“ der Hausorgeln. Heidi Bollhalder, Rosmarie Giezendanner und Maja Bösch waren die Interpretinnen an den Hausorgeln, Hansjürg Gutgsell stellte „seine“ beiden eindrücklichen Instrumente von Matthäus Abbrederis (Chororgel) und Johann Michael Grass (Hauptorgel) mit adäquaten Klangbeispielen vor. Den abrundenden kunsthistorischen Exkurs zur Klosterkirche Neu St. Johann steuerte in gewohnt pointierter Weise der Sakristan Winfried Röder bei.

Der erholsam-kulinarische Zwischenhalt im Garten der Propstei Alt St. Johann bot Gelegenheit zu Gespräch und Musse, und liess die Orgeltour definitiv nicht zur Tortur werden.

Advent-Bläss böschelt Buebe – so die Ankündigung der dritten und letzten Veranstaltung des Windbläss-Jahres vom 14. Dezember in der Bühler Webstube.

„Oh du fröhliche“ – dem alten Weihnachtslied gleich wollen es die „Böschelibuebe“ aus Gonten machen, nämlich eine Tradition hochhalten. „Omsinge“ heisst diese Tradition, bei der die sieben jungen Männer alle Jahre zwischen den Festtagen von Haus zu Haus ziehen, von Gonten hinüber in die Kau, dabei singen und ruggusserlen, und selbstverständlich auch gerne einen Lohn in Form eines Kafi mit Schnaps entgegennehmen. „Wir heissen Böschelibuebe, weil wir vor fünf Jahren, als wir uns zusammengetan haben, mit Walter Neff, auch Hirschli genannt, einen Dirigenten gefunden haben, der statt eines Lohnes nur wollte, dass wir ihm seine Böscheli ins Haus brachten. Also nahmen wir einen Rapid mit Anhänger und fuhren mit einer Ladung Böscheli von Stein nach Gonten.“ Dabei sei eben der Gedanke gekommen, dass man sich „Böschelibuebe“ nennen könnte. Jedes Jahr vor Weihnachten fänden seither ein halbes Dutzend Proben statt, die von Walter Neff geleitet würden. Und das mit den Böscheli mache man nun auch alle Jahre so.

Den windblässigen Bogen zu den Buebe spannte zarttastig unsere Hausorganistin Heidi Bollhalder, indem sie einerseits die Böscheli feinfühlig begleitete und andererseits mit Überleitungsimprovisationen die Liedbeiträge gekonnt verband. Auch die 100 Sekunden Orgelwissen fehlten diesmal nicht – selbstverständlich zum Böscheli, bzw. zum Sachverhalt, dass ein gebündeltes Prinzipal-Register ungefähr dem Volumen eines Böschelis entspricht.

Ergänzend zu den drei jährlichen Hauptveranstaltungen kam der bereits erwähnte Auftritt vom 30. Juliim Rahmen des ISO-Kongresses – dies übrigens auf Einladung von Orgelbauer Ferdinand Stemmer, seines Zeichens Restaurator und Kenner vieler Toggenburger Hausorgeln, so auch der „unsrigen“ auf dem Bühl, und Windbläss-Mitglied.

Weiter durften wir am 20. September die kleine aber feine Gesellschaft der Accordeos-Stiftung auf dem Bühl empfangen, wo sich Wolfgang Sieber, Jost Kirchgraber und Markus Meier spielend, erklärend und – nicht zuletzt – schwärmend rund ums das Thema Toggenburger Hausorgel in Szene setzten.

Sehr gerne haben wir unseren Gästen vom Zürichsee diesen Auftritt beschert, denn Accordeos unterstützt Windbläss in grosszügiger Art und Weise, wofür wir unseren aufrichtigen Dank aussprechen.

Ebenfalls im letzten Vereinsjahr wurden unter der Leitung des Ehepaars Jürg und Marianne Rufer die Bild- und Ton-Arbeiten für einen Windbläss-Trailer aufgenommen, dies geschehen an zwei äusserst regenreichen Sommertagen in der Bühler Webstube. Der Trailer soll in diesem Jahr fertiggestellt und an der Windbläss-Veranstaltung vom 17. August im Ebnater Ackerhus präsentiert werden. Vorarbeiten dazu sind auf dem Internet-Portal YouTube einseh- und hörbar (Suchbegriff „Windbläss“ eingeben).

Soweit der künstlerische Rückblick auf ein insgesamt sehr erfreuliches viertes Windblässjahr. Unsere schön gestaltete, sich in ständiger Weiterentwicklung befindende Website www.windblaess.org bietet eine Fülle von Informationen und soll sukzessive auch zu einem Online-Archiv mit Daten zu Toggenburger Hausorgeln (Instrumente, Standorte, Besitzverhältnisse, Handänderungen, Dispositionen, Angaben zur Bemalung, etc.) ausgebaut werden – eine Art elektronische Weiterführung des Wachter-Verzeichnisses. Weiter sind auf dieser Plattform – neben anderen – auch die Texte der 100-Sekunden-Orgelwissen zu finden, Links zu Partner-Organisationen und vieles mehr.

Neu haben wir unter „Angebote“ die Rubrik „Zu verkaufen“ eingerichtet.Vermehrt erreichen uns nämlich in letzter Zeit Anfragen von Hausorgelbesitzerinnen und –besitzern mit der Bitte, beim Verkauf, der Weitervermittlung ihrer Hausorgel behilflich zu sein, oft auch mit der Hoffnung verbunden, das geliebte Instrument an einen geeigneten Platz (möglichst in einer Toggenburger Firstkammer) weitergeben zu können und – auch ideell – gut aufgehoben zu wissen!

Es scheint sich ein eigentlicher Generationenwechsel der Hausorgelbesitzerinnen und –besitzer abzuzeichnen. Oft sind Erben den wertvollen Instrumenten nicht mit dem gleichen Interesse zugetan, wie es die Vorfahren waren, so dass die Orgeln zum Verkauf geboten werden.

Windbläss kann die Situation als solche auch nur zur Kenntnis nehmen, bietet aber erstens den Service der Erstellung von Gutachten und Wertschätzungen und zweitens die Publizierung des Verkaufsangebotes auf unserer Website unter „Angebote“ > „Zu verkaufen“.

Wir versprechen uns davon eine gute Chance und Wahrscheinlichkeit, dass bei Handänderungen Lösungen im Sinn und Geist und der Wahrung der Toggenburger Hausorgelkultur gefunden werden können.

Den Dank an meine Vorstandskolleginnen und –kollegen möchte ich ergänzen mit dem Dank an unsere Mitglieder und unser Publikum, die mit ihrem Interesse die Arbeit von Windbläss entscheidend motivieren und uns zu neuen – und so hoffen wir – originellen Taten anspornen!

Ganz besonders gespannt sind wir diesbezüglich auf die Neuaufgleisung des Ebnat-Kappler Ackerhuses und die Art und Weise, wie wir uns dort mit Windbläss einbringen können. Dass dieses Museum mit der grössten und vielfältigsten Ansammlung von Toggenburger Hausorgeln für uns von höchstem Interesse ist, braucht kaum speziell erwähnt zu werden!

Ein grosser Dank geht an die Organisationen, die uns im letzten Jahr ideell, vor allem aber auch finanziell unterstützt haben. Es sind dies die schon erwähnte Accordeos-Stiftung, die Ernst Göhner Stiftung, die Raiffeisenbank Obertoggenburg, die Arnold Billwiller Stiftung – und nicht zu vergessen unsere Veranstaltungsbesucherinnen und –besucher, die mit einer durchschnittlichen Kollekte pro Anlass von ca. CHF 800.- ebenfalls einen wichtigen Beitrag leisten. Nicht unerheblich fürs finanzielle Überleben ist auch die Tatsache, dass sämtliche Leistungen der Windbläss-Vorstandsmitglieder – seien es künstlerische, aber auch organisatorisch-administrative – nicht honoriert werden.

Ich freue mich auf das fünfte Vereinsjahr und hoffe, dass der Bläss weiterhin frisch durchs Toggenburg – und zum Tal hinaus – bellt!

Winterthur, 21. Februar 2013 / Markus Meier, Windbläss-Präsident